Eberhard Arnold

Versammlungsprotokoll, 25. März l933

[Eberhard and Emmy Arnold papers T.S.H.]

EA 33/100

Vor der Abreise Eberhards zu den Behörden in Cassel

Bruderschaft Rundreden, Rhönbruderhof, 25. März l933

H.Z. Die Vorlesung im Eßzimmer hat ja in überaus deutlicher Weise gezeigt, wo wir jetzt hier in Deutschland stehen, was uns bevorsteht, in welchem Geist die Regierung geführt wird. Wenn man die Geschichte M.s kennt, dann wundert man sich über manches nicht. Ich finde einiges in dem Lied sogar wörtlich: Man muß den Mut haben, unpopulär zu sein.

. . . . wie in einer so kurzen Zeit die Lage sich so gänzlich gewandelt hat und wir vor einer absolut neuen Situation stehen. Mehr denn je kommt es jetzt auf eine Führung Gottes an. Nach menschlicher Voraussicht könnte man wirklich nicht erwarten, daß wir wenigstens ungestört unsere Aussendung und unser ganzes gemeinsames Leben jeden Tag in der Weise verrichten können, wie es uns aufgetragen ist. Es wird sehr darauf ankommen, daß durch die eine und einheitliche Führung der Gemeinde und durch das bestimmte Vertreten unseres Weges an verantwortlicher Stelle Klarheit geschafft wird für unseren weiteren Weg.

Aus diesem Grunde muß man ja jetzt die Reise nach C.[Cassel] als dringend notwendig ansehen. Vielleicht wird eine der nächsten Reisen auch nach Berlin führen müssen. Es handelt sich, wie es auch in diesem Vortrag H.s [Hitlers] ausgesprochen wurde, wie es sonst in allen Zeitungen steht, wirklich um eine Revolution, und den Nationalsozialismus im Volk, in der Masse spüren wir ja überall. Und so ist es, wie schon ganz richtig vom Wortführer diese Tage betont wurde, viel schwieriger mit den umliegenden Nachbarn, die ganz mit den geschilderten Ideen übereingehen, . . . zu kommen als vielleicht bei Behörden, bei denen man Verständnis wenigstens für eine gewisse Seite unseres Gemeinschaftslebens erwarten kann, was in die Richtung der Volksgemeinschaft weist. Allerdings nach dem heutigen Bericht und nach der neuen Gesetzgebung der Regierung, daß der Staat an der Spitze steht und alle Dinge, Justiz und Religion sich dem unterordnen müssen, wird es ja auch da einer wirklichen Weisheit bedürfen, das, was wir zu sagen haben, deutlich zu bekennen.

Wir bedauern ja in dem Zusammenhang sehr, daß es in den letzten Tagen da und dort vorgekommen ist, daß vor Gästen und Bauern

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der Umgegend unverantwortliche Bemerkungen oder Gebärden gezeigt wurden, die uns in unserer überaus schwierigen Lage nicht gerade förderlich sein können. Aber schließlich handelt es sich ja bei alledem um nichts anderes als was wir bei den Vorlesungen und bei unseren Zeugnissen in den letzten Jahren schon immer in Betracht gezogen haben, um einen Weg, der zweifellos ein Martyrium für viele unter uns nach sich ziehen wird.

Und nun ist das Merkwürdige, daß wir trotzdem vor Fragen des Aufbaus stehen und man sich dem auch durch die veränderte Lage in Deutschland gar nicht entziehen kann. Ich bedaure sehr, daß an den letzten Abenden durch verschiedene störende Hindernisse es über diese Fragen des Aufbaus, die am nächstliegendsten wären, nicht zu einer völligen Einheit kommen konnte, zumal es jetzt auf die Einheit ankommt und kein Tag vergehen sollte, wo es nicht auch zur Anrufung kommt. Und daß dies durch persönliche Dinge einige Male unterbleiben mußte, war zweifellos nicht gut für uns.

Ich persönlich spüre noch eine besondere Schuld im Zusammenhang mit der Buchführungsarbeit, mich etwas abgeschlossen zu haben und wenig verantwortlich gewesen zu sein. Ich möchte auch heute Abend sagen, daß ich es durch diese Arbeit, die ja zweifellos auch durchgeführt werden muß (denn wir müssen eine völlige Klarheit haben, wo wir stehen); daß ich durch diese Arbeit keineswegs eine so wichtige Reise aufhalten möchte, sondern versuchen werde, die wichtigeren Dinge auch wichtiger zu nehmen.

Daß unsere Lage in wirtschaftlicher Hinsicht in der letzten Zeit eine überaus schwere war und trotz mancher Hilfen unserer Brüder und von anderer Seite auch noch ist, haben wir uns bei der Besprechung der neuen Projekte wiederholt klargemacht, und es ist dann auch zu einer Anrufung gekommen, wo wir es wagen konnten, um etwas ganz Großes zu bitten, daß alle diese Wege, die gegangen werden müssen, zur Durchführung dieses Weges und zur Erweiterung der Gemeinschaft beschritten werden können. Wir haben auch gestern einen besonderen Schritt in dieser Richtung unternommen, indem G. und M. (wahrscheinlich Georg und Moni) beauftragt wurden, nach Gelnhausen zu fahren, wo sie heute noch sind, wenn ich recht gehört habe, mit nicht ungünstigen Möglichkeiten.

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Und so wird es auch bei der behördlichen Reise in den nächsten Tagen, auch bei der Verlags und Vertriebsabbeit und wo es auch immer sei, darauf ankommen, daß wir auch unsrerseits alles tun und nichts unversucht lassen um das, was wir tun müssen, auszuführen. Ich bedaure auch in dem Zusammenhang, in den letzten Tagen vielleicht nicht positiv genug diesen Vorschlägen gegenüber gestanden zu haben, nachdem ich vorher unsere so erschrecklich gesehene Lage irgendwie schildern mußte. Mein besonderes Anliegen ist es, daß wir im Hinblick auf die gegenwärtige Lage in unserm Lande und auf die besondere Lage auf unserm Bruderhof mit seinen besonderen Aufgaben, zu einer wirklich restlosen Beseitigung dieser Störungen kommen und daß es auch zu einer völligen Vergebung kommen kann, und daß wir trotz allem gerade mehr denn je zu einer neuen Aktivität gelangen können.

Emi Margret: Das Stärkste, was einen nach dieser Lesung durchdringt, daß wir in dieser Zeit ganz zusammenstehen, immer wieder um den Geist bitten, der uns auch Weisheit geben soll in unserem Reden und Handeln. Wir wollen auch für die Menschen bitten, die vom Wege . . . , leiden müssen, daß die auch standhaft bleiben, und daß für uns auch der richtige Weg gefunden werde, daß wir die Sache vertreten und weiter in Gemeinschaft leben, ob hier oder woanders und wielange wir es noch tun können. Und so dürfen wir jetzt nicht in einen Geist der Trägheit kommen, sondern müssen ganz klar sein, daß gerade jetzt es darauf ankommt, daß wir ganz stark im Geist stehen. Eine Anfechtung ist es, wenn man sich mit kleinlichen Dingen befaßt, die in diese Zeit gar nicht passen.

Heini: Nach dieser Rede von Adolf Hitler spüre ich und wir alle die starke Notwendigkeit, daß wir in tiefster Einheit und Aktivität stehen. Ich habe heute daran denken müssen, daß es oft so ist, daß in entscheidenden Stunden die Menschen versagen, auch an die Nacht habe ich denken müssen, wo die Jünger schliefen und Jesus so ringen mußte. Ich möchte auch noch sagen, daß ich auch sehr stark von diesem Geist der Uneinheit erfaßt war, aber ich glaube, daß dies vergeben ist. Es ist jetzt wohl die Hauptsache, daß wir um die Einheit ringen, daß das Licht der Gemeinde hell strahlen kann.

Annemarie Wächter: Als die Rede vorgelesen wurde, mußte ich daran denken: Es kam mir vor, als ob wir eine Gesandtschaft in einem andern

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Lande wären, eine ganz andere Sprache und eine ganz andere Lebens-atmosphäre. Es kommt ganz stark darauf an, daß wir in dieser Gesandtschaft das Zeugnis des anderen Landes, von dem wir wissen, so stark ausdrücken können, daß es gehört werden muß und daß man nicht daran vorübergehen kann. Wir müssen alle ganz von innen her von diesem lebendigen Geist erfüllt sein, an nichts anderes denken können, daß die Einheit nicht mühsam erklärt werden muß, sondern ganz in der Freude und in der Kraft des Geistes stehen, nur d nn können wir das sein, was wir sein müssen in dieser Welt.

Sophie Schwing [Löber] : Ich mußte sehr an die Menschen denken, die jetzt für ihre Überzeugung sterben müssen und die vielleicht nicht groß und wichtig genug ist, um dafür zu sterben. Es ist sehr wichtig, daß wir unseren Auftrag noch stärker ins Auge fassen, daß wir nicht nur für die Menschen, die gegen uns sind, und für die National-sozialisten bitten müssen, sondern auch für die, die unter ihnen zu leiden haben. Auch wenn wir für unsere Überzeugung sterben müssen, so ist das nicht das Wichtigste; denn die Hauptsache ist ja, daß Gemeinschaft gelebt wird von allen Menschen im Sinne des Reiches Gottes.

Gertrud Ziebarth: In dieser Zeit kommt es ganz darauf an, daß wir uns von diesen Geistern der Zerstörung nicht den Mut rauben lassen, sondern den ganzen Glaubensmut uns schenken lassen, der uns in diesem Kampf nicht liegen lassen kann. Wir bekommen diese Kraft geschenkt, daß wir den Blick auf das Große gerichtet haben und tätig sind im innersten Sinne.

Leo [Dreher]: Wir müssen ungeheuer dankbar sein, daß wir überhaupt noch zusammensein können; denn das ist in dieser Zeit ein wirkliches Wunder, daß noch eine Gemeinschaft da ist, die den Willen Gottes vertritt. Wir müssen uns ganz erfassen lassen von dem Größeren, das über uns kommen will. Daß der Geist das Werk vorwärts treiben will, zeigt sich an allen Anfragen. Türen offen halten! Zur Aussendung kommen! Wie Jakob Hutter antwortet, muß er versucht haben, an die Obrigkeit zu gelangen. Es muß uns klar sein, daß es unser Leben kosten kann. Wenn wir daran denken, können wir das Kleinliche überwinden und daß uns die Augen aufgetan werden, daß wir die Not recht sehen.

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Trautel Dreher: Wir müssen uns auf das Schlimmste gefaßt machen, daß wir uns durch gar nichts, auch nicht durch Krankheit abhalten lassen können von der Hauptsache.

Eberhard: Wir wollen ganz besonders unserer Trautel beistehen in der Krankheit des kleinen Tobias. Das ist auch etwas, was uns aufgetragen ist in diesem großen Kampf.

Adolf Braun: Geschichtlich kommt es mir so vor, daß die Zeiten freien Geistes, freier Verfassung sehr kurz und die anderen Zeiten sehr lang sind. Wir sind nur von der göttlichen Weltregierung eingesetzt, und wir haben die geschichtliche Wendung so zu verstehen: Jetzt kommt das, was das Übliche ist, und damit müssen wir alles, was uns an Kraft . . . schon jetzt zerschlagen wird. Aber andrerseits (Geschichte der Brüder) konnte die Anrichtung des gemeinsamen Lebens doch nur entstehen aus solchen . . . Zeiten des allgemeinen Erwachens, deshalb damit sie zubereitet wurden für die . . . Weltzeit, diese geschichtliche Veränderung jetzt bewußt erleben; bewußt abbrechen mit allem, was wir an Hoffen geknüpft haben, an Menschheitshoffen. Der Staat zeigt jetzt wieder seine Raubtierkrallen, wir haben das in vergangenen Zeiten nur nicht so gesehen. Geschichte der Brüder, nicht nur die . . ., daß dann eine verschärfte Verfolgung einsetzte, daß er viel . . . gesucht wurde, sondern von der öffentlichen Botschaft an die Obrigkeit war auch das andere da: Die Botschaft an die Landesherren, auch ein Stückchen Obrigkeit, und Gott kann nur solchem unbekannten Einflußkreise ins Herz geben, daß sie noch eine Zeitlang Ruhe geben müssen, damit die Botschaft geschehen soll.

Hitlers Rede ein sehr scharfer Aufruf, daß wir das, was wir die Tage spürten und was gestern abend sich wie ein Dunstschleier [auf uns legte], allmählich schwand und uns klar machte, zerissen wurde. Die Reisen nach Cassel und Berlin sind die bedeutungsvollsten Schritte. Darin sind wir alle einig. Das ist der rechte Grund, Gott in aller Inbrunst anzurufen, daß wir wach werden und wach bleiben.

Hans-Hermann Arnold: Augenblicklich sehe ich die Zeit so, daß wir eingeschlossen sind von dunklen Mächten, deren Kreis immer größer wird. Und gerade, als ich hierher kam, die Hauptsache ist, daß wir vollkommen in der Einheit stehen, und auch ich. Es ist egal, ob wir die Gütergemeinschaft lange halten können, die Hauptsache, daß wir die

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Einheit haben, daß man vollkommen einig ist, auch wenn man allein ist, daß man immer mit Gott in Einheit ist und immer wieder die Einheit erkämpft. Es ist wichtig, solange wir noch zusammen sind, die Einheit zu suchen, daß eine Begeisterung für die Einheit da ist.

Liesel Wegner [Arnold]: Wir wissen ja gar nicht, wie lange wir noch zusammensein können nach diesen scharfen brutalen Reden [Hitlers]. Da muß es uns ganz klar sein, daß wir ganz stark eine Geistes- und Kampfeinheit sein müssen und vertreten müssen, auch nach außen, daß, wenn wir auch einmal auseinandergehen, nur in Gemeinschaft leben und uns immer wieder finden müssen, daß es für uns Einheit und nichts anderes mehr gibt.

Gretel Gneiting : Jetzt ist die Zeit, wo es darauf ankommt, daß wir alle das Letzte beweisen in der Tat. Wir müssen dankbar sein, daß wir uns immer wieder besinnen dürfen und daß gerade durch die größte Leere und Kleinheit uns das Größte geschenkt wird, daß wir nicht schwach werden, sondern vorwärts kommen.

Luise Kolb: Ich glaube, wir müssen jetzt auch wieder sehr darum bitten, daß uns der Geist erfüllen kann, gerade wo die Mächte so stark auf uns hereinbrechen. Vielleicht ist es auch das, was uns so beschwert hat, daß wir uns so viel mit diesen Dingen beschäftigen. . . . daß wir alle zusammenstehen. Ich möchte auch ganz stark bitten, daß ich ganz mitkämpfen kann und mir der Weg immer größer wird, gerade in dieser Zeit.

Fritz Kleiner: Wir müssen uns bewußt machen, daß der Geistes-kampf nur der entscheidende Kampf ist, der geführt werden kann, klar machen, daß wir in der letzten Zeit nicht gerüstet waren, und daß wir durch Schläfrigkeit und Unaufrichtigkeit in einen Zustand hineingeraten sind, daß wir nicht diesen Kräften gegenübertreten konnten in der Weise, wie es notwendig ist. Das Hindernis ist immer nur, daß wir in das Allzupersönliche verfallen. Es muß unser innerstes Anliegen sein, daß wir von dem ganz gelöst werden, daß wir leer werden und von dem wirklichen Geist ausgerüstet mit den wirklichen Waffen, in denen wir überhaupt nur bestehen können in dieser gefährlichen Zeit; denn wir haben die Verantwortung für diese Zeit und diese Menschen, die da schmachten in Gefängnissen, und die Sendung muß geschehen. Es ist nie so notwendig gewesen wie in dieser Stunde. Die Fahrt nach

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Cassel und Berlin . . . , daß die unternommen werden muß und daß wir ganz bereit sein müssen bis zum Äußersten. Es ist unsere innerste Bitte, daß wir nicht schläfrig werden in dieser Stunde, daß wir wach bleiben. Es ist uns das große Geschenk zuteilgeworden, daß wir in Gemeinschaft leben als Brüder und Schwestern.

Eberhard: . . . ganz besonders danken, daß er die Worte gefunden hat, daß wir uns sammeln und scharen um die wirkliche Kraft des Geistes.

Martha Sekunda Kleiner: Durch alles, was wir hören und zu lesen bekommen, wird uns immer klarer, was unser Weg ist. Ich muß jetzt sehr viel an Tatas letzte Worte und Stunden denken, wo uns bewußt wurde, daß unser kleines Leben nichts ist gegenüber unserer großen Aufgabe, und es schmerzt mich sehr, daß ich besonders schläfrig und schwach gewesen bin in der letzten Zeit und daß ich auch mitschuldig bin, daß es so trübe und unklar bei uns war. Wir müssen alle fest bitten um die Kraft und Klarheit.

Trudi Hüssy: Ein ganz persönliches Wort: Daß es mir von Tag zu Tag klar geworden ist, wenn man sich in dieser Zeit von Depressionen gefangennehmen und hinreißen läßt, so daß man nicht nur sich selbst, sondern alle hemmt und die Sache hemmt, daß der Geist uns nicht erfassen kann, und daß wir von da aus unser Leben ansehen können anstatt von den menschlichen Perspektiven aus. Wir brauchen alle Kräfte des Geistes und der Seele und des Leibes in dieser schrecklichen Zeit. Es ist ein gar nicht wieder gutzumachender Schade, wenn die Gemeinschaft nicht zum gemeinsamen Rufen Gottes zusammen-kommen kann dadurch, daß wir selbst hindern; denn wir sind so verantwortlich wie noch nie für das, was uns paar Menschen aufgetragen ist, was viel größer ist, als was heute die Millionen beherrscht. Wir müssen ganz neu anfangen und uns bis ins Letzte hinein rüsten, daß wir wach sind, daß wir auch das Werk weiter bauen und nicht zu sehr aufhalten mit den Gedanken: was kann passieren? Wir haben in einer hochgradig verantwortlichen Weise gebeten um die Mittel zum Aufbau. Es kann ja nur kommen, wenn wir wirklich immer dahinterstehen in dieser Bitte und uns selber nicht ausschalten, sonst können die anderen Kräfte nicht durchgreifen. . . . Wir müssen hinaus, und es muß unser Anliegen sein, daß heute und morgen etwas ganz Entscheidendes unter uns geschieht. Es ist eine geschichtliche Stunde, wenn wir Eberhard

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bitten, für uns alle das Wort zu führen gegenüber dem heutigen Regierungsstand.

Walter Hüssy: Wir müssen außerordentlich dankbar sein für die wunderbare Führung, daß wir durch diese Führung in die Lage gekommen sind, klarer zu werden für die Lage, in der wir stehen und daß es jetzt darauf ankommt, daß ein jeder aus seiner Sonderung herauskommt und voll und ganz in die Einheit sich einfügt, damit dieser Geist ganz in uns Platz nehmen und für uns kämpfen kann; denn wir von uns aus sind unfähig für diesen Kampf. So kommt es darauf an, daß wir uns ganz ausliefern und ganz klar zu Füßen niederlegen, damit eine völlige Vertiefung und ein Kampf um Klarheit und um die Wahrheit beginnt.

Nils Wingard: Es tut mir sehr leid, daß ich so oft müde und schläfrig bin, und ich fühle auch, daß ich dadurch der Gemeinde in hohem Grade hinderlich bin. Ich möchte bitten, daß alle mir helfen, daß ich weiter vorankomme, besonders in dieser ernsten Zeit, wo wir nicht mehr wissen, wie wir weiter zusammenbleiben können. Dann ist es besonders wichtig, daß niemand von uns schläft, daß niemand von uns außerhalb der Gemeinde steht.

Arno Martin: Ich möchte mich dem anschließen. Es ist mir auch klar, daß gerade jetzt der Moment gekommen ist, wo jeder Augenblick erfaßt werden muß, und daß wir der Sache treu bleiben und immer in dem rechten Geist leben; denn wenn eine so große Masse von Menschen für eine satanische Macht in großen Organisationen ihren ganzen Willen geben kann, wieviel mehr müssen wir für die Sache Gottes, für die Sache, die wirklich eine Zukunft hat, Begeisterung, Mut und Feuer in uns haben! Da ist es eben so traurig, wenn wir in einer solchen Zeit versagen, und es gilt, daß wir darum bitten, daß uns der Geist geschenkt wird, daß wir wach und auf dem Posten sind, damit wir den Augenblick nicht verpassen. Es ist wichtig, daß unser Wortführer jetzt zu den Stellen geht, um ihnen von unserer Botschaft zu sagen, damit sie wissen, mit wem sie es und was sie zu tun haben.

Ruth Martin: Ich habe an die Worte von Tata denken müssen, daß wir Großes und viel Schweres erleben werden und durch Kampf und Streit gehen müssen und daß wir sehr stark im Glauben und in der Einheit zusammenstehen müssen, ganz besonders hinter Papas Reise, weil man gar

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nicht weiß, was uns nach der Reise bevorsteht und wie die Leute Papas Auftrag auffassen werden.

Lene Schulz: . . . es hat sich noch deutlicher als sonst gezeigt, daß auf dieser menschlichen Ebene kein Weg und keine Hilfe für uns ist. Es bleibt uns kein andrer Weg als der eine Weg. Alles Eigene muß abfallen, und in dieser Zeit müssen wir noch stärker hinter Eberhard stehen, wenn er hinausgeht.

Rose Kaiser: Ohne das Martyrium hat unser Leben den Sinn verloren, und es ist etwas Großes, daß wir in Gemeinschaft leben können, obwohl es uns den großen Mächten gegenüber klein erscheint. Es erinnert diese Zeit so sehr an die Kreuzigung, Karfreitag und Ostern. Möge es uns gegeben werden wachsam zu sein, wachsam, mehr als je zuvor, ich möchte ernster als je zuvor den Kampf auf mich nehmen.

Hildegard Friedrich: Die Zeit kommt mir so vor wie im Mittelalter; wir müssen ganz einig sein und darum bitten, ganz fest hinter Eberhard bei seiner Reise zu stehen.

Karl Keiderling: Ich bin dem Wortführer sehr dankbar, daß er gestern Abend mit einer solchen Schärfe und Klarheit diese Nebelschwade durchstoßen hat. Es kam einem so vor, als ob einem die Flügel beschnitten sind. Es ist nötig, daß wir aktiv sind und nicht gelähmt. Mir kommt es vor, als müsse es jetzt unsere Losung sein: Bereit sein ist alles! Denn je mehr sich die öffentliche Macht zeigt, um so mehr werden wir gedrängt zu einem Zeugnis, was zu dem Reiche Gottes gehört. Es ist für uns eine sehr wichtige Sache, wenn Eberhard jetzt wegfährt und unser Zeugnis vertritt. Ich möchte noch hinzufügen, daß es sehr wichtig ist, daß wir jetzt einen so strengen Wortführer und Diener am Wort haben, die vor Menschen mit besonderer Schärfe vorgehen gegen alle Heuchelei; ich möchte mich selbst ganz dahinter stellen; denn nichts kann mehr schaden als eine Weichlichkeit gegenüber diesen Dingen. Bis jetzt haben wir nur davon gelesen, aber jetzt kommt die Zeit, wo wir selber dafür stehen. Der Aufbau unseres Betriebes darf nicht gehemmt werden und muß weiter geschehen, weil es Gottes Wille ist.

Dora Wingard: Wir müssen dankbar sein für alles, was kommt; es ist sehr wichtig, daß Eberhard jetzt nach Cassel fährt.

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Emmy: Ich glaube, daß die Reise nach Cassel sehr dringend ist; nicht auf einen Tag, aber jedenfalls in den allernächsten Tagen, müßte die Reise vorgenommen werden, damit man ganz genau die Luft spürt, die draußen ist. Zu uns kommt es ja nur durch die Zeitungen oder Erzählen. Daß wir alles ganz klar sehen können, wo wir irgendwie eingreifen müssen (z.B. die Familien von den Gefangenen, weil sie doch so verrufen sind), ob wir nicht irgendwie positiv uns einsetzen müßten für diese Menschen. Wir müssen ganz genau wissen, was eigentlich geschieht. Es wird ja nichts geschrieben.

Herr Gl. von Heubach, der morgen Mittag wieder hierherkommen will, sagte, daß durch die Gemeinschaftskreise in Heubach ein Schnitt gehen soll, die einen mit Hitler, die andern können das nicht aus Gewissensgründen. Er sagte, daß das Wort Gerechtigkeit nicht ausgesprochen werden dürfe, dann wird man sofort Kommunist. Er wunderte sich, daß er noch nicht herausgeholt worden ist. Ein Schwiegervater von einer Frau aus Heubach sei in Fulda totgeschlagen worden. Jetzt werden die Juden verfolgt, dann kämen die Christen dran. Ich habe das Empfinden, daß es eine so ernste Zeit ist, wie wir sie noch nie erlebt haben. Es ist eine Zeitfrage . . . kurze Zeit oder lange Zeit. Sie könnten sich gar nicht vorstellen, daß wir in einem solchen Lande leben sollen. Es wird sehr darauf ankommen, daß wir uns in jeder Weise führen lassen.

Hans Boller: Ich bin sehr dankbar für diesen Abend, was hat ausgesprochen werden dürfen, weil ich auch den Eindruck gewinne, daß wir den gefährlichen Tiefpunkt durchschritten haben, in den wir geraten waren. Es tut mir auch sehr leid, daß ich nicht aktiver dagegen gewesen bin. Ich gehöre leider auch ein bischen zur Schläfergruppe, auch in dem Sinne, daß ich jetzt ganz kämpfen möchte gegen allen Schlaf, und ich möchte nur eines sagen: Ich glaube wohl, daß es manchmal wirklich im Moment nur rein körperlich ist, daß im Augenblick nicht dagegen anzukommen ist, aber ich weiß auch, daß wir nicht durch äußere Mittel diesen Schlaf bekämpfen können, daß keine Stecknadel da nützt, nur der Geist. Das sind Symptome, es ist nicht das Stricken am Tisch, nicht das Nähen, das uns die Einheit raubt, daß wir deshalb nicht in Einheit stehen, sondern daß uns der Geist fehlt, der uns aufrufen würde, im Augenblick etwas zu lassen, was wir nicht tun

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dürfen, wenn wir in Einheit mit dem Geist bleiben wollen. Dagegen müssen wir kämpfen. In diesem Kampf sind wir alle auf derselben Linie, die welche nicht zu kämpfen und die, welche viel zu kämpfen haben. Das muß unser heiliges Anliegen sein.

Es ist nicht möglich, jetzt durchzukommen, wenn wir nicht im Tiefsten wirklich einig werden. Es ist schon ausgesprochen worden, daß wir uns in einer Situation befinden, die wir alle nie durchgemacht haben, und es ist an das eigentümliche Zusammentreffen erinnert worden, daß wir in der Vorbereituncszeit zu Karfreitag stehen, und daß wir nun auf einmal alle, ob wir in unserm Vaterlande oder nach gewöhnlicher Anschauung im Auslande wohnen, wirklich im fremden Lande sind, daß aber auch in dem Sinne wir wirklich wieder eine Einheit geworden sind, alle gleich fern und gleich nahe unserer Heimat. Wir haben nur eine Heimat, und alle, die eine andere Heimat suchen und nach einer andern Heimat verlangen und eine andere beschützen wollen mit den Mitteln, wie man die irdischen Länder beschützt, die irren und verlieren die Heimat. Und diese Botschaft von dieser Heimat haben wir zu vertreten, auch den Geist, der zu dieser Heimat führt.

Und wir müssen darum bitten, daß wir wirklich vom Geist besucht werden, daß alles von uns weggenommen werden kann, was die Einheit stört, was uns hindert, richtige Bürger zu sein in dem Lande, in das wir gehören, daß die Botschaft, die wir jetzt am liebsten alle miteinander bringen möchten und von der wir doch wissen, daß sie nicht von allen gleichzeitig gebracht werden kann, ausgerichtet wird und so ausgerichtet werden kann hn der völligen Einheit der Gemeinde, daß etwas von Gott aus geschieht durch schwache Menschen, daß von der Stadt auf dem Berge ein kleines Licht ausgehe in die furchtbare Finsternis dieser Zeit.

Ich möchte noch ganz besonders danken für das, was Emmy gesagt hat, weil es mich oft beschäftigt, wie stark sie so praktisch das Schicksal all der Menschen uns vor die Seele stellt, für die wir mitverantwortlich sind, wie es auch andere getan haben. Es ist wirklich so, daß jetzt unser Glaube realisiert werden muß, entweder wir haben wirklich Glauben oder er ist nicht da, aber wir wünschen, daß er sichtbar wird.

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Kurt Zimmermann: Ich weiß, daß in dieser ungeheuren Schwere der politischen Ereignisse und der Ungerechtigkeit, die heute herrscht, daß die wirkliche Einheit der Gemeinde demgegenüber gestellt werden muß, daß wir wirklich durch den Glauben dazu beauftragt werden, demgegenüber die Einheit zu verkünden. Es ist mir besonders schwer, daß ich in den letzten Tagen nicht richtig in diesem Geiste stand und durch unnütze Rederei dagegen uns in Gefahr gebracht habe; ich möchte euch alle um Verzeihung bitten und bin gern bereit für eine Gemeindestrafe, im Innersten in dem Willen zur Einheit durchzukommen. Und mir ist es ganz klar, daß nur das Eine, das was von Jesus kommt, die wirkliche Gerechtigkeit zwischen den Menschen hervorbringt.

Eberhard : Nicht, daß du Wichtiges gesagt hast, ist verkehrt, sondern daß du die wichtige Sache mit einer Handbewegung . . . . Mehr Ehrfurcht!

Anni Mathis: Es wurde schon alles gesagt über den Ernst der Stunde. Ich möchte nur noch wiederholen, daß wir noch tiefer um die Kraft des heiligen Geistes bitten müssen, daß wir die Botschaft klarer bringen können . . . , daß wir gemeinsam um die Kraft bitten für die Todesbereitschaft für die heilige Sache, damit das Reich Gottes offenbar wird.

Peter Mathis: Ich kann hinter allem stehen, was gesagt worden ist; ich glaube auch, daß die Stunde der inneren Mission jetzt geschlagen hat, daß uns in den schweren Zeiten die Kraft geschenkt werden wird, die wir jetzt nicht haben.

Alfred Gneiting: Ich möchte mich auch zu dem allen ganz und gar stellen. Es ist die Zeit, wo wir immer verlassener und einsamer werden, daß wir verlassen werden von allen, die uns bis jetzt nahegestanden haben und daß wir auch von der Obrigkeit nichts mehr zu erwarten haben. Ich fühle, daß es jetzt darauf ankommt, daß wir uns entledigen von allem Eigenen, daß wir uns ganz der Führung des Geistes anvertrauen, daß in diesen letzten Zeiten noch die Botschaft von dem Reich Gottes ausgeführt werden kann. Ich glaube, daß die Reise Eberhards zu den Behörden sehr wichtig und entscheidend für uns sein wird. Das Wort in dem Sinne, was uns die Brüder geschrieben haben: Anfang und Mitte, wenn nicht das Ende gut ist . . . . Trotzdem glaube ich, daß wir an dem Aufbau weiterschreiten müssen und Gott auch

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weiterhin um die Mittel bitten müssen, damit wir alle Menschen, die noch gerufen werden, aufnehmen können.

Margrit Meier (?): Unser Bruderhof ist wie ein großes Schiff. Es kann vielleicht sein, daß wir mitfahren dürfen, weil wir den Steuermann kennen. Gute Zuversicht, ein gutes Ziel, einen guten Blick, der uns von dem Steuermann gewiesen wird. Allezeit bereit!

Käthe (Arnold ?): Ich bin so froh, daß wir in der jetzigen Stunde von der Einheit so zusammengeführt worden sind. . . . In dieser Lage ist es sehr wichtig, daß wir fest zusammenstehen. Es liegt sehr viel daran, daß wir den Glauben nicht verlieren, daß wir wirklich in der Tat unser Zeugnis und unsere Todesbereitschaft auch vollenden können, wie es Jesus am Kreuz vollbracht hat.

Hardy: Der heil'ge Geist ist gut und zart.

Der heil'ge Geist naht im Gericht.

Es ist sehr wichtig, daß wir uns in dieser Stunde einmal ganz richten lassen und durch Gottes Kraft und Schärfe auch alles, was noch nicht auf den Weg der völligen Gelassenheit paßt, uns völlig zerschlagen lassen, damit der heilige Geist wieder völlig über uns kommt. Das Gefährlichste ist die Schlaffheit und Schläfrigkeit. Die fünf törichten Jungfrauen haben weiter nichts getan als geschlafen. Das wollen wir alle sehr zu Herzen nehmen und uns unter das Gericht stellen.

Else Boller: Ich bin zwar die Tage außerhalb des Kreises gestanden, aber es kann nicht von ungefähr sein, daß ich jetzt gerade mit Ursel [wegen Krankheit] in Tatas Stübchen bin, wo wir öfter gesprochen haben, in was für einer ernsten Zeit wir jetzt stehen und daß wir ganz bereit sein müssen und noch viel stärker als je in Jesu Geist leben und den Weg gehen müssen, den Jesus für uns gegangen ist, daß wir völlig bereit sind, alles hinzugeben, nicht nur unser äußeres Leben, die äußere Heimat, sondern mit dem Leben einstehen und mit unserm Leben und dem Leben unserer Lieben, und daß wir die Zeit jetzt noch ganz stark ausnützen müssen, wenn es uns geschenkt wird, noch zusammen zu sein; denn wie schnell können wir getrennt werden, so daß man nur auf sich gestellt ist, auf das, was wir mit unserm Leben den andern Menschen vorleben und zeigen möchten und daß wir ihnen eine Hilfe werden möchten. So ist es dringend nötig, daß wir der Behörde klaren

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Wein einschenken, warum wir so leben und was wir wollen. Es sind furchtbare Worte in Hitlers Rede.

Es muß klar gesagt werden, was die Stunde geschlagen hat. Mir ist es noch eine Frage, ob wir unsern Wortführer allein ziehen lassen dürfen in dieser so schweren Zeit. Ich meine, wir dürften Eberhard nicht allein ziehen lassen; denn wir wissen nicht, wie das draußen aufgenommen wird. Die Menschen sind keine Menschen mehr. Wir müssen uns ganz stark dem Geist unterwerfen, damit wir deutlich spüren, was die nächsten Tage von uns fordern.

Der heil'ge Geist ist gut und zart.

Eberhard: Wir müssen Jesus bitten, daß er in diesem heiligen Geist uns seine Hand auflegt, daß wir von jeder Lähmung befreit werden. Er selbst muß uns davon völlig befreien, wir können es gegenseitig nicht tun, aber er tut es. Wir müssen von der Lähmung der Müdigkeit und von der Lähmung der Sorge befreit werden, die dauernd um die Gesundheit und um das Geld und unsere Wohnung und Ernährung und alles, was damit zusammenhängt, kreist, auch um unsere Kinder. Das alles kann uns lähmen und uns die Bewegungskraft, den Mut zur Bewegung nehmen. Es kann auch die direkte Angst sein, die Furcht, die Bangigkeit des Herzens, die uns lähmt. Schließlich ist es auch die Torheit, die uns lähmt, daß wir die Bedeutung des Augenblicks nicht ganz verstehen, auch die Bedeutung der Stunde nicht ganz fassen. Es ist unsere Beschränktheit, die uns lähmt, daß wir den Blick nicht frei haben, indem wir noch in irgend einer Weise mit unserer beschränkten Ichheit oder mit der beschränkten Anzahl der uns bekannten Menschen befangen sind. Eine unendliche Menge von Lähmungen durch die tägliche Arbeit, die täglichen Notwendigkeiten, die Pflichten des kleinen und kleinsten Kreises. Das alles hat eine lähmende Wirkung; vor allem natürlich lähmt uns die Eigenwilligkeit, die sich zwischen Gottes Geist und den Einzelnen schiebt.

Von dem allen müssen wir befreit werden durch die Vergebung der Sünde. Die Lähmung muß uns weggenommen werden, das ist Vergebung. Wir müssen völlig geheilt werden, das ist Vergebung. Es darf kein Restgeschmack übrigbleiben von dem, was uns vorher bedrückt oder geärgert oder traurig und kraftlos gemacht hat. Gänzlich davon

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befreit, durchaus und völlig - daran müssen wir glauben. Und wenn wir das glauben und Jesus Christus uns durch seinen heiligen Geist die Hand auflegt in der Vergebung der Sünde, in der Befreiung von aller Sünde, dann werden wir auch in unserer Aktionsfähigkeit nicht gehindert werden und die uns aufgetragene Arbeit nicht abbrechen dürfen. Es wäre Feigheit, zu sagen: so wollen wir jetzt nicht bauen und nicht Gäste aufnehmen und nicht arbeiten; das ist falsch.

Es ist das Wesen der Hutterischen Bruderschaft gewesen, daß sie auf jedem Platz gearbeitet haben, als wenn sie immer dort bleiben würden und frei von dem Platz waren, als wenn sie heute schon wegziehen würden. Wir sind durch die jetzigen Ereignisse losgelöst von dem Bruderhof in der Rhön. Wir wollen nun gerade unsere ganze Arbeit mit Werbung von Mitteln und allem in diesen Platz hineinlegen, solange wir ihn haben, ein Denkmal zur Ehre Gottes, daß wir bis zuletzt das Äußerste tun, was hier getan werden kann. Ebenso werden wir dann befreit sein von der Behinderung in der Aussendung, weder durch menschliche Erwägungen noch durch menschliche Unvorsichtigkeiten, sondern in vollkommener Besonnenheit und absoluter Klarheit, ohne die geringste Menschenfurcht wird die Aussendung in solcher Stunde durchgeführt werden. Die Initiative muß in der Hand der Gemeinde liegen und darf nicht durch Übereilung einzelner Mitglieder gestört werden, auch nicht von Freunden, sondern die Gemeinde muß durch den Geist geführt werden. Es ist nichts gesagt gegen Gefangenschaft und Tod, das gehört zur Imitatio, daß wir bereit sind zu Gefangenschaft und Tod. Wir sind bereit aufzubrechen, auch bereit hier zu bleiben. Wir werden ohne einen besonders starken Anlaß nicht fliehen. Wir werden den uns hier angewiesenen Platz behaupten, bis der Ruf zum Aufbruch uns direkt von Gott eingegeben ist. Deshalb bauen und arbeiten wir weiter.

Wir müssen jetzt ausharren in dem Bitten und Flehen zu Gott, daß wir die Mittel bekommen, und die sind sehr erheblich. Vater Sondheimer war nicht abgeneigt, für uns Schaub-Ahland zu kaufen. Nach seiner Kenntnis der Dinge nimmt er an, daß Schaub Ahland in 2 Monaten in unsern Händen ist.

M.(Moni?) fragte um Rat, was wir tun sollten. Wir werden uns führen lassen. Wenn er gerade für dieses Projekt Interesse hat, dann

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wollen wir uns führen lassen, aber natürlich wird uns dadurch eine um so größere Verantwortung auferlegt, daß wir für die andern Belange, Aufbau des Eßzimmers, Saatbeschaffung, . . . auch weiterhin das Äußerste zu tun bereit sind. Wir arbeiten so weiter, daß niemand sagen könnte: infolge der Veränderung der Regierung hat der Bruderhof seine Arbeitsmethode verändert. Wenn das jemand sagen könnte, dann hätte er uns der Feigheit und der Untreue mit Recht beschuldigt. Wenn wir uns beeinflussen lassen würden, dann wären wir feige. Wir halten die Richtung und warten darauf, daß Gott uns zur rechten Stunde den rechten Auftrag und die Kraft gibt.

Daran festhalten, daß wir eine Aufforderung an unsere Freunde richten, etwa so: . . . , und vielleicht noch hinzufügen: wir bitten besonders diejenigen, die mit dem Wesen unseres gemeinsamen Lebens und seiner Glaubensgrundlage sich beschäftigen wollen, zu uns zu kommen. Gästearbeit fortfahren.

Aufräumen unter den Gästen; deshalb bitten, daß wir morgen einen sehr strammen geistigen Arbeitstag haben und uns mit den Gästen beschäftigen und eine Säuberungsaktion unter ihnen vornehmen, daß wir nicht unnütze Gäste unter uns haben, ganz klären bis aufs letzte, daß wir uns völlig gewiß sind, daß derartige Störungen, daß das vollständig wegfällt. Wir haben keine Zeit dazu. . . . wachsam, eifrig und glühend sind dadurch, daß wir uns jetzt alles wegnehmen lassen, was uns darin hemmt, und daß wir uns seinen Geist auflegen lassen.

Nehmet hin den heiligen Geist!

Was die Novizen betrifft, . . . daß wir jetzt in der Passions-zeit uns darauf vorbereiten, den größeren Teil der Novizen zu Bruderschaftern zu prüfen, das bedeutet, ob wir nicht den größeren Teil der jetzigen Novizen in die Bruderschaft aufnehmen können. Es entspricht der Situation nicht, daß wir eine so große Schar von Novizen haben, sondern wir müssen bei diesen Möglichkeiten, die wir vor uns haben, in der Bruderschaft so straff wie möglich gesammelt sein. Natürlich ist das ja eine Belastung, besonders für unsere menschlichen Fähigkeiten, aber auch für unseren Glauben, zunächst für unsere menschlichen Fähigkeiten, denn eine Vergrößerung des

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Bruderschaftskreises stellt an uns große Anforderungen, sowohl seelischer Art als auch an Zeitaufwand, vor allen Dingen an unseren Glauben große Anforderungen; denn jede solche Anforderung bringt einen Gefahrenmoment mit sich.

Eberhard: Wir bedürfen einer straffsten Zusammenfassung aller unsrer Kräfte. Bedenkt es doch bitte, daß die Neuaufnahme von etwa l2 Novizen in die Bruderschaft eine ungeheure geistige Kraft voraussetzt, und ebenso bei dem Gästekreis. Es ist wirklich die äußerste Kraftanspannung erforderlich. Das alles bei dieser gewaltigen historischen Situation!

Was diese Situation betrifft, so sehe ich ohne jede Bangigkeit in die Zukunft. Ich glaube, daß man mit dieser Regierung sehr deutlich sprechen kann. Ich glaube, daß diese Regierung ein tieferes und klareres Wort gern hören wird. Aber wenn man von vornherein die Initiative ergreift und dieser Regierung offenherzig und klar entgegentritt und das Positive und Negative klar ausspricht, dann wird man sicher Verständnis finden, aber auch . . . . Große Zuversicht, wenn ich mit Adolf Hitler sprechen könnte. Ich freue mich auf den Tag. Was den Brüdern wiederholt gelungen ist: sie haben immer die höchsten Stellen aufgesucht aus Gründen der Klarheit. Wir müssen Gott darum bitten, daß dieser Zugang möglich wird, daß eine ganz offenherzige Aussprache uns gegeben wird.

Dann müssen wir uns um Gefangene und Elende kümmern, . . . bei authentischen Stellen erkundigen, das Äußerste tun, sehr aktiv werden, ohne Zeitschrift; eine Zeitschrift können wir jetzt nicht herausgeben. Deshalb müssen wir den hutterischen Weg beschreiten, den Weg von Person zu Person, den Weg der persönlichen Anrede. So müssen wir weitergehen, wie es Gott uns schenkt: In Tübingen, nicht die öffentliche Predigt, die Hauptsache ist das Innere der vom Geist gepackten Menschen. Dazu müssen wir erst selbst vom Geist gepackt sein und dann wird die Botschaft weiter von Mensch zu Mensch und von Stadt zu Stadt gehen und es wird die Bewegung erreichen.

Ein unbedingtes Vertrauen in die Wortführung der Gemeinde ist erforderlich, worunter wir verstehen, daß wir durch den heiligen Geist geführt werden. Eine geistige Strategie [?] muß da sein, die Eroberung des Bruderschaftskreises ist im Sinne einer Heeresschau notwendig.

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Karfreitags Vorbereitungen. Vorrede zum Abendmahl.

Hannes Vetter möchte noch ein Schlußwort sagen zu Ernst Rottmann:

Mir scheint, das Resultat, daß E. geschickt worden ist, zu sagen am Schluß, daß es ihm darauf ankommt, daß das geschieht, was für die Gemeinde wichtig ist. Nur hoffe ich, daß E. zu dem noch kommen muß, daß auch die negative Einstellung gegen sich selbst, gegen das Bisherige überwunden werden muß, Gerade wenn wir unsere große Schwachheit erkannt haben und uns das Wesen der Gemeinde offenbar geworden ist als die Einweihung des heiligen Geistes, dann wissen wir, in welchem Sinne wir auch nun selber Klarheit bekommen dürfen, daß wir wirklich zu dieser Gemeinde gehören müssen. Ich kann mir nicht denken, daß denen, die zur Bruderschaft einverleibt werden müssen, nicht auch diese Klarheit geschenkt würde, daß sie selber wissen und spüren: es ist jetzt die Stunde da, während vorher der Drang da war, das nicht Warten können, scheint mir das ebenso abwegig zu sein, man dürfe nicht selber etwas aussprechen, wenn wirklich die objektive Notwendigkeit zum Beitritt in die Bruderschaft eingetreten ist.

Eberhard: Ich hoffe, es wird alles kommen. Es ist überhaupt sein eigenes Ich immer noch von einer überraschenden Bedeutung. Das hat R. vor lO Jahren auch nicht gekonnt, viel Geduld zu haben. Wir möchten dich nicht mit diesen Hinweisen bedrücken. Wir möchten nur so sehr gerne, daß der Star gestochen wird. Dieses Haar in deiner Linse ist deine eigene Ichheit.

Es gibt ein Leben des Glaubens, Ernst, in dem alle diese Fragen, ob ich gelassen oder entschieden werde usw. vollständig vergessen werden über der Tatsache, daß Gottes Reich offenbar wird, daß die Einheit kommt, daß Gott wirklich seinen Willen geschehen läßt. Es gibt eine solche Selbstvergessenheit, daß die Erwähnung des eigenen Ichs überflüssig wird. Das ist aber ein Wunder, es muß gegeben werden. Wir meinen das im Sinne der Zuversicht, im Sinne des Glaubens, daß das so kommt und so wird.