Transcribed Shorthand

Versammlungsprotokoll, 27. Oktober 1935 (Meeting Transcript, October 27, 1935)

EA 495a

Additional Information
Author
Date October 27, 1935
Document Id 20126154_01_S
Available Transcriptions English German

Meeting Transcript, October 27, 1935

[Arnold, Eberhard and Emmy papers - T.S.H.]

[Draft Translation by Bruderhof Historical Archive]

EA 495a

A speech by Eberhard on the Sermon on the Mount, during a meeting on October 27, 1935, at the Rhön Bruderhof

(Copy follows an original transcript by Susi)

What is our position on the Sermon on the Mount? Is it really the way we are called to take?

It was of such decisive importance to me that the church community should reflect on this first step of the way since the Sermon on the Mount is the first step of the way. I felt that we must again come to the first step of the way and that we must be fully united. Then, if we really, fully grasp the Sermon on the Mount, if we really believe it, nothing can frighten us, neither our own self-recognition nor financial threats nor the weakness of the community, the weakness of its composition. Then we will be adequate to the situation, just as we are, in the midst of our weakness.

When we were beginning to go this way, the Sermon on the Mount shook us so powerfully that I simply cannot describe it. It spoke to me and encouraged me with tremendous force and depth. To me the most vital content of the Sermon on the Mount is the essence of salt, the warming blaze of light, the nature of the city community, the life power of the tree.

These central, clear images of the Sermon on the Mount make it very plain that this is not a new law, that the dedication demanded here is not in the form of a new moral assignment. Instead, it is forgiveness. Here is Christ, the essence of salt's strength, the light and warmth of the Holy Spirit. Here is the inner light, the clarity of the inner eye, the life strength of the tree that bears good fruit. Here is the character of the city community as a light for the whole world. This is how we must grasp it: it is not an enormous, moralistic tension, not a moralistic demand; instead, it is the revelation of God's real power in human life. If human life takes devotion to God seriously; if God enters as the strength of light, the strength of the tree, the elemental energy which alone makes new life possible – only then shall we live the new life. That is what is decisive.

If we were to remain Tolstoyans, interpreting the Sermon on the Mount as five new commandments, we would be completely fooled [p. 1]. No, the clarity of the law is made still sharper here – Jesus says so. The demands are not watered down. Jesus shows that the demands are not weakened by his entry into world history; instead they are infinitely sharpened.

Of course, these are only five examples – five hundred or five thousand examples could just as easily be given – five examples of the mighty effect of this light essence, of the life energy of this mighty fruit-bearing tree. They reveal how God works in Christ. The fulfillment of the law means that this righteousness, this justice is better than that of all the scholars and theologians. The righteousness given here is absolutely different; it cannot be attained at all by means of moral intentions, ideas and concepts. It is a completely different way of meeting these demands – the organic way. It is simply the living life. Just as light flares up, just as salt sears, just as the flame shines and as sap pulses in the tree, so is this life from God. It is life, life, life!

I want to say that there is no point whatsoever in our being together if it does not have this primal life in the sense of the Sermon on the Mount.

Versammlungsprotokoll, 27. Oktober 1935

[Arnold, Eberhard and Emmy papers - T.S.H.]

EA 495a

Eine Ansprache Eberhards während einer Zusammenkunft am 27. Oktober 1935 auf dem Rhönbruderhof über die Bergrede

(Abschrift nach einem Originalprotokoll Susis)

Wie stehen wir zur Bergrede? Ist das wirklich der Weg, zu dem wir berufen sind?

Es war mir so entscheidend, daβ die Gemeinde sich auf diesen ersten Schritt des Weges besinnt, denn die Bergpredigt ist der erste Schritt des Weges. Ich fühlte, daβ wir wieder zu dem ersten Schritt des Weges kommen müssen und ganz einig sein müssen. Dann können wir durch nichts erschreckt werden, weder durch eigene Selbsterkenntnis noch durch finanzielle Bedrohungen, noch durch die Schwäche der Gemeinschaft, die Schwäche ihrer Zusammensetzung, wenn wir die Bergpredigt wirklich ganz erfassen und wirklich glauben. Dann sind wir der Situation gewachsen, ganz wie wir sind, mitten in unserer Schwäche.

Als wir am Anfang des Weges waren, hat die Bergrede uns dermaβen erschüttert, daβ ich das gar nicht beschreiben kann. Mich hat sie ungeheuer tief angesprochen und ermutigt. Mir ist der wesentlichste Inhalt der Bergpredigt die Essenz des Salzes, die erwärmende Glut des Lichtes, das Wesen der Stadtgemeinde, die Lebenskraft des Baumes. Diese Hauptklarheiten der Bergpredigt zeigen ganz deutlich, daβ es nicht ein neues Gesetz ist, daβ die Hingabe nicht in Form einer neuen moralischen Aufgabe gefordert wird, sondern es ist die Vergebung: Hier ist Christus, die Essenz der Salzkraft, das Licht und die Wärme des Heiligen Geistes. Hier ist das innerliche Licht, die Klarheit des inneren Auges, die Lebenskraft des Baumes, der gute Frucht trägt. Hier ist der Charakter der Stadtgemeinde als ein Licht für die ganze Welt. So muβ man es fassen, daβ das keine moralistische Hochspannung, keine moralistische Forderung ist, sondern es ist die Offenbarung der wirklichen Gotteskraft im menschlichen Leben. Wenn das menschliche Leben ernst macht mit der Hingabe an Gott, wenn Gott eintritt als die Lichtkraft, die Kraft des Baumes, die elementare Energie, die allein das neue Leben ermöglicht, nur dann werden wir das neue Leben leben. Das ist das Entscheidende. Wenn wir Tolstoianer blieben, die das als fünf neue Gebote auffaβten, dann wären wir vollständig [S. 1] hereingefallen. Nein, es ist die Klarheit des Gesetzes noch verschärft, das sagt Jesus, die Forderungen werden nicht gemildert. Jesus zeigt, die Forderungen sind nicht schwächer geworden durch seinen Eintritt in die Weltgeschichte, sondern die Forderungen sind unendlich verschärft. Das sind natürlich nur fünf Beispiele. Es könnten ebenso gut fünfhundert oder fünftausend gegeben werden fünf Beispiele dieser gewaltigen Wirkung dieser Lichtessenz, der Lebensenergie dieses gewaltigen fruchttragenden Baumes, an denen offenbar wird, wie Gott wirkt in Christus. Das ist die Erfüllung des Gesetzes, daβ diese Gerechtigkeit besser ist als die aller Gelehrten und Theologen. Die Gerechtigkeit, die hier gegeben ist, ist absolut anders, sie kann auf dem Weg der moralischen Vorsätze und Gedanken und Begriffe überhaupt nicht gewonnen werden, sondern es ist eine vollkommen andere Art, diese Forderungen zu erfüllen: die wachstümliche Art. Es ist einfach das lebendige Leben. Wie das Licht lodert, wie das Salz ätzt, wie die Flamme leuchtet und der Saft im Baum pulsiert, so ist dieses Leben aus Gott. Es ist Leben, Leben, Leben! Ich möchte sagen, daβ unser ganzes Zusammensein gar keinen Sinn hat, wenn es nicht im Sinne der Bergpredigt urlebendig ist!